dem Angraecum-Stern folgend
Der Nationalpark Gishwati-Mukura ist der jüngste in Ruanda. Mit einer Fläche von 34 Quadratkilometern ist er auch deutlich kleiner als der südlich von ihm gelegene Nyungwe oder der Volcanoes-Park im Norden. Er liegt an der Wasserscheide zwischen Nil und Kongo und erstreckt sich auf einer Höhe zwischen 2000 und 3000 Metern.
Wir sind mit dem Leiter des Nationalparks verabredet, Ezechiel Turikunkiko, der uns nach einem Gespräch auf einen schmalen Pfad in den Regenwald führt.
Am oberen Waldrand sehen wir ein Akanthusgewächs, Acanthus polystachyus (rechts). Die Blätter werden in der traditionellen afrikanischen Medizin gegen Malaria oder bei Schlangenbissen verwendet, die Samen zur Behandlung von Wunden. Sobald wir in den Regenwald eintauchen, begegnen wir auch wieder Wohllebens Mahagoni und Impatiens burtonii, später auch Impatiens niamniamensis.
Und wir studieren ein Impatiens aus der Verwandtschaft von Impatiens stuhlmannii, bei dessen Bestimmung wir unsicher sind. Die obere helmähnliche Petale ist deutlich heller als bei Impatiens stuhlmannii, auch heller als das unbekannte Impatiens aus dem Cyamudongo-Wald.
Aber vor allem entdecken wir hier auch besondere Orchideen! Eine Tridactyle-Orchidee schmiegt sich eng an den Baumstamm.
Dann studieren wir ein Angraecum, das bisher als Angraecum moandense geführt wurde, hier aber vermutlich eine eigene Art darstellt und demnächst neu beschrieben wird. Der besondere Stern zieht mich in seinen Bann. Eine Orchidee, die wie eine Lilie sechs nahezu gleichförmige Blütenblätter hat - aber das Gynostemium aus miteinander verbundenen weiblichen und männlichen Blütenteilen ist eben auch ein entscheidendes Merkmal.
Auf unserem Weg sind kurz Schimpansen zu hören. Dann tauchen wir wieder ein in den von Zikaden geprägten Gishwati-Sound.
Auf einem anderen Baum wächst Liparis epiphytica - die kleinen gelb-grünlichen Blüten mit den fadenförmigen Sepalen erinnern an die europäische Liparis. Die tropische Art ist von der Elfenbeinküste bis Uganda verbreitet.
Recht häufig auf unserem Weg ist eine Rhipidoglossum-Art mit langen schmalen Blättern. Die Pflanzen bilden gerade Knospen aus. Bisher wurden diesen Pflanzen als Rhipidoglossum globulosocalcaratum betrachtet, zuerst beschrieben im Kongo. Es handle sich aber hier um eine andere Art, die demnächst beschrieben werde, erklärt Eberhard.
Andere Orchideen sind noch nicht am Blühen, zeigen aber eindrucksvolle Blätter wie Aerangis ugandensis, deren Luftwurzeln auf ein Moosbeet gebettet sind.
Von einem moosbewachsenen Ast lässt Peperomia fernandopoiana ihre langen Blütenstände herabhängen. Sie gehört zu den Pfeffergewächsen.
Wie im Nyungwe blüht auch hier Polystachya adansoniae, manchmal mit ganz kurzem, manchmal mit längerem Blütenstand. Und ich betrachte die besondere Blattform eines Farns, das ist Drynaria volkensii. Die Blätter werden in der Volksmedizin bei Vergiftungen genutzt.
Nach vielen lebendigen Eindrücken im Gishwati-Wald endet der Tag in Gisenye mit einem Spaziergang am Ufer des Kivu-Sees, nahe des Grenzübergangs in den Kongo, und einer besonderen Entdeckung für Eberhards Farnforschung: Auf einem Baum wächst der zartblättrige Farn Davallia chaerophylloides - ein Erstfund für Ruanda!