Ruanda II - Kigali

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Kigali

Der Himmel über Kigali gehört den Schwarzmilanen. In einer großen Kolonie begrüßt uns Milvus migrans gleich am Abend unserer Landung am 24. September 2022. Und am Morgen können wir die Greifvögel im Hotel Urban City Blue erleben, elegant dahin gleitend. Mit Tobias Wohlleben versuche ich, die Vögel im Flug festzuhalten - Frühstück ist nicht mehr wichtig.

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kandt haus 1Am 25. September besuchen wir zuerst das Kandt-Haus mit seinen Erinnerungen an die Kolonialgeschichte von Ruanda wie an erste wissenschaftliche Erkundungen. Benannt ist das Haus nach Richard Kandt (1867-1918), der als Kaiserlicher Resident von Ruanda, einem Teil der Kolonie Deutsch-Ostafrika, seinen Sitz in Kigali wählte. 1898 entdeckte Kandt im Nyungwe-Wald eine der Quellen des Nils - der Forschungsbericht mit dem Titel Caput Nili - eine empfindsame Reise zu den Quellen des Nils ist eine auch heute noch interessante Lektüre.

Danach sind wir im Kigali Genocide Memorial, gedenken der Opfer des Völkermords von 1994. So viele Familien sind auch heute noch davon geprägt, von Traumata gezeichnet. Und doch ist es erstaunlich, wie viel das Land seitdem erreicht hat, welche Lebensfreude die meisten Menschen ausstrahlen.

In einer Palme auf dem Gelände der Gedenkstätte bewundern wir einen farbenfrohen Turako.

turako

 

 

Im Orchideengarten von Père Jean-Paul

Am Nachmittag sind wir bei Jean-Paul Lebel, einem kanadischen Priester des Salesianer-Ordens und Botaniker, der im Garten des Don-Bosco-Hauses in Kigali eine eindrucksvolle Orchideen-Sammlung angelegt hat. Schon 2019 hatte ich ihn besucht, als Mitautor des Werks The Orchids of Rwanda, zusammen mit Eberhard Fischer, Dorothee Killmann und Gilbert Delepierre. Die erste Auflage ist von 2010. Da inzwischen etliche neue Orchideenarten entdeckt wurden, hofft die Fachwelt auf eine zweite Auflage.

 

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jean paul lebel

Jean-Paul zeigt mir eine Orchidee, die ich später auch im Regenwald sehen kann: Aerangis ugandensis ist in Ruanda, Kongo, Kenia und - schließlich heißt sie so - in Uganda zuhause.

Viele Blüten hat Polystachya benettiana ausgebildet, die in der trockenen Savanne in Ruanda wächst, darüber hinaus auch in anderen Ländern im tropischen Afrika, von Nigeria bis Äthiopien.

polystachya bennettiana 1

Die Gattung Polystachya umfasst mindestens 240 Arten, von denen die meisten in Afrika zuhause sind. Gemeinsam sind ihnen die nicht resupinierten Blüten, das heißt der Blütenstil dreht sich nicht wie bei den meisten anderen Orchideen um 180 Grad. Mit den nach unten hängenden Sepalen wirken die Blüten wie kleine Glöckchen. Der englische Botaniker William Jackson Hooker (1785-1865) trennte die Gattung in seiner dreibändigen Exotic Flora (1823-1827) als eigenständig von der Gattung Dendrobium ab: 

polystachya hook

 

polystachya hook 2
Die meisten anderen Polystachya-Arten im Garten von Don Bosco sind auch in der freien Natur zu erleben. Nicht begegnen wird mir aber Polystachya pachychila, die mit ihren besonderen gefleckten Blüten im Ostkongo und im Nyungwe-Wald wächst:

polystachya pachychila

cyrtorchis arcuata 1

 

An den Zweigen von Avocado- und anderen Bäumen hängen aber auch zahlreiche Orchideen anderer Gattungen. Drei gleich gestaltete Sepalen und Petalen hat die sternenförmig blühende Cyrtorchis arcuata, die eigentlich in Trockengebieten wächst. Die Subspecies Cyrtorchis arcuata subsp. whytei blüht hingegen im Bergregenwald, wie mir Jean-Paul erklärt. Ich bewundere, wie er auch im hohen Alter die Liebe zur Natur ausstrahlt, die für ihn eins ist mit der Liebe zu Gott.

 

 

 

 

 

 

Eine besondere Geschichte ist mit Diaphananthe lebelii verbunden, einer wunderschönen Orchidee mit zarten weißen, fast transparenten Blüten - benannt nach Jean-Paul Lebel. Eberhard Fischer und Dorothee Killmann beschrieben sie 2007 als neue Art aus dem östlichen, trockeneren Teil des Nyungwe-Regenwald und ordneten sie in der Gattung Margelliantha ein. Aufgrund von neuen molekularbiologischen Befunden übertrugen João Farminão und andere die Art 2018 aber in die Gattung Diaphananthe

 

diaphananthe lebelii 1

An trockenere Standorte angepasst ist Calyptrochilum christyanum, was sich bereits an den dickeren Blättern erkennen lässt. Es ist in den trockeneren Lagen im Nyungwe vertreten, aber auch sonst weit verbreitet im tropischen Afrika, zwischen Gambia und Simbabwe. 

calyptrochilum christyanum 1

Als ich am 3. Oktober ein zweites Mal bei Jean-Paul bin, steht Ansellia africana in schönster Blüte. Weil sie hoch oben in einem Baum hängt, kommt das neue Teleobjektiv zum Einsatz, mit einer Brennweite bis 400 mm an der Nikon Z 7II bin ich fast auf Augenhöhe mit den Blüten.

ansellia africana 1

Auf dem Weg hüpft ein hübscher Weißbrauen-Robin (Cossypha heuglini), Jean-Paul kann seinen Ruf gut imitieren.

cossypha heuglini

Besonders schön ist auch der langgestreckte Blütenstand von Bulbophyllum cochleatum var. bequaertii. Dicht an dicht sitzen die kleinen Blüten der auch im Nyungwe-Wald vorkommenden Pflanze. Bulbophyllum ist mit mehr als 2000 Arten in Südamerika, Afrika und Asien die größte Orchideengattung. Namensgebend ist die ausgeprägte Pseudobulbe, aus der meist ein einzelnes Blatt sprießt. 

bulbophyllum cochleatum

Eine elegante Blattstruktur hat Angraecum distichum, das ebenfalls im Nyungwe vorkommt, Anfang Oktober aber noch nicht blüht. 

angraecum distichum

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