Die schwedische Ostee-Insel Gotland gehört schon lange zu meinen Traumzielen. Da ich diesmal möglichst klimaneutral reisen will, ohne Auto und Flugzeug, brauche ich mehr Zeit: Fünf Wochen habe ich für die Fahrt mit Zug, Fähre und Fahrrad eingeplant. So packe ich am Pfingstmontag 2018, am 21. Mai, Taschen und Zelt aufs Fahrrad und breche über Hamburg nach Travemünde auf. Am Abend geht es auf die Huckleberry Finn, die mich am frühen Morgen nach Trelleborg bringt.
Küsten und Wälder in Südschweden
An der Küste blühen noch die Fliederbüsche in den Vorgärten, an einer Dünenküste östlich von Smygehuk auch Küchenschelle (Pulsatilla vulgaris) und Narzissen (Narcissus poeticus). Auf Steinen sonnen sich Kormorane, Brandgänse und Lachmöwen. Kurz vor Ystad halte ich an einer Steinsetzung aus der Jungsteinzeit, entstanden etwa gegen 3300 v. Chr., genannt Disas Thing. Einer Überlieferung nach soll hier eine Jungfrau Disa Gericht gehalten haben.
Nach einer ersten Zeltübernachtung in Tomelilla radle ich durch Schonen in Richtung Nationalpark Stenshuvud. Dabei wechseln sich große Getreide- oder Rapsfelder mit kleinen Wäldern ab. Noch vor dem eigentlichen Nationalpark gelange ich an eine umzäunte Wildnis, das Naturreservat Svabesholm. Das Rad lasse ich mit Gepäck am Eingang stehen und steige über den kleinen Durchlass in das idyllische Feuchtgebiet hinein. In der Mitte liegt ein kleiner Weiher, an dessen Ufer ich die ersten Orchideen der Reise sehe: das Breitblättrige (Dactylorhiza majalis) und das Männliche Knabenkraut (Orchis mascula), auch eine Orchidee mit ausladend breiter Lippe, bei der es sich um das Gefleckte Knabenkraut (Dactylorhiza maculata) handeln könnte - zumal dieses auch für den nahegelegenen Nationalpark Stenshuvud belegt ist, den ich mir für die Rückfahrt aufhebe. Zur Begleitflora gehören das Wiesen-Schaumkraut (Cardamine pratensis) und das Gänse-Fingerkraut (Potentilla anserina).
Auch eine Tafel am Eingang weist auf Majnycklar (Dactylorhiza majalis) hin, ebenso wie auf Jungfru Marie nycklar (Dactylorhiza maculata), Göknycklar (Anacamptis morio) und Brudsporre (Gymnadenia conopsea).
Fünf Tage brauche ich mit dem Rad von Trelleborg bis Oskarshamn, dem Fährhafen nach Gotland. Die Fahrt geht über Åhus, den einsam gelegenen Campingplatz Hjorthålan und Orrefors, insgesamt sind das 437 Kilometer.
Große Gotland-Schleife
Am 27. Mai bringt mich die MS Gotland dann auf die Insel. Am Abend treffe ich an der Westküste im Hafen von Visby ein.