Madagaskar - Ankazomivady

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Auf dem Inselberg

Auf der Weiterfahrt besuchen wir einige Kilometer vor dem Dorf Ambatofitorahana das Schutzgebiet Ankazomivady (der Name bedeutet so viel wie „zwei verheiratete Bäume“). Wir werden von zwei local guides begrüßt, denen sich der kleine Michele anschließt. Wir laufen durch einen Wald mit einigen epiphytischen Orchideen, darunter eine kleine blühende Polystachya cultriformis, die zum Teil bereits Früchte ausbildet.

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Bei einer weißen Blüte denke ich zuerst an ein kleines Impatiens - bis ich die Luftwurzeln der an einem Zweig nach oben kletternden Pflanze sehe - das ist Oeonia rosea - der nur auf Madagaskar und Nachbarinseln vertretenen Gattung gehören sechs Arten an.

Dann treten wir aus dem Wald heraus und sehen einen eindrucksvollen Inselberg vor uns. Wir laufen durch eine niedrige Vegetation auf ihn zu, aber an einer besonderen Blütenpflanze muss ich erst mal Halt machen. Schließlich gibt es hier die erste Passionsblume, die ich sehe, die weiß blühende Passiflora subpeltata.

In einem Strauchgehölz versteckt blüht in intensivem Rot Cynorkis gibbosa. Sehr besonders sind auch ihre gefleckten Blätter.

cynorkis gibbosa 1

aerangis ellisii 3Eine große Überraschung wartet auf uns, als wir auf dem Buckelfelsen höher hinaufsteigen. Gut einen halben Meter hoch erstreckt sich auf Luftwurzeln Aerangis ellisii. Aus den parallel angeordneten festen Blättern reckt sich ein langer Blütenstand mit weißen Knospen, die einen langen Sporn haben. Ein paar Meter weiter sehen wir die aufgeblühte Pflanze, mit schmaler Lippe und zurückgeschlagen Sepalen und Petalen. Die Pflanze ist benannt nach dem englischen Missionar William Ellis (1794-1872). 

Dieser beschrieb in seinen Aufzeichnungen die Besonderheiten der Wälder auf Madagaskar:

"The vast extent, the unbroken solitude and gloom of its impenetrable forests, where, under the continued influence of a tropical sun and a humid atmosphere, the growth and decay of vegetation, in its most uncontrolled spontaneity, has proceeded without interruption for centuries, present scenes of extensive and gigantic vegetation, in sublime and varied forms, rarely, perhaps, surpassed in any part of the world. ... The difficulty of exploring these forests, however inviting to the botanist by their promise of novelty, variety, and value, is incalculable."

 

 

 

 

 

 

 

Eine wunderschöne weiße Blüte hat Angraecum sororium. Zwischen Sukkulenten wie Aloe capitata und Calanchoe tomentosa blühen einige dieser großen Orchideen, etliche auch mit Knospen.

 angraecum sororium 1

Die Aloe wird vielfach in der traditionellen Medizin verwendet - so begegnen wir auf dem Weg nach Ankazomivady in einem Dorf einer Frau, die Blätter von Aloe capitata eingekauft hat.

aloe capitata 2

aloe capitata 1

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Ebenfalls auf dem Felsen wächst das kleine Angraecum rutenbergianum. Es hat eine ähnliche Blattstruktur wie Angraecum didieri und blüht wie dieses weiß. Die Pflanze hier ist schon verblüht und trägt nun eine dicke Frucht. Diese Orchidee ist benannt nach dem deutschen Botaniker Diedrich Christian Rutenberg (1851-1878), der während einer Exkursion im westlichen Madagaskar am Fluss Maningoza von zwei Trägern ermordet wurde. Angraecum rutenbergianum wurde 1882 von Friedrich Wilhelm Ludwig Kraenzlin (1847-1934) beschrieben, anhand einer von Rutenberg gesammelten Pflanze. 

angraecum rutenbergianum

satyrium trinerve 1satyrium rostratum 1Wir passieren den Gipfel des Inselbergs und finden am Rand einer feuchten Senke ein Satyrium trinerve - der Name bezieht sich auf die drei markanten Nervenlinien der Blätter. Der Blütenstand ist dicht besetzt mit kleinen weißen Blüten.

Die letzte Entdeckung am Inselberg macht Michele. Er zeigt uns ein in einem Strauch verstecktes Satyrium rostratum mit schönen rosa Blüten. Deutlich zu erkennen sind die beiden Sporne der Blüten.

 

 

 

michele

Aber inzwischen ist uns ein Gewitter bedrohlich nahe gekommen und bricht jetzt mit voller Wucht los. Die beiden Kameras müssen schnell in den wasserdichten Seesack. Völlig durchnässt, aber ganz beseelt laufe ich ins Tal zurück. Gut, dass es im Auto trockene Kleidung gibt. So kann ich mich noch umziehen, ehe wir durch den anhaltenden Regen weiter in Richtung Süden fahren. Bei Dunkelheit treffen wir am Nationalpark Ranomafana in der Setam Lodge ein und ich kann alle nassen Sachen zum Trocknen aufhängen. Im Restaurant bekommen wir ein warmes Abendessen.

micheles freundmalalAuf dem Rückweg nach Antananarivo sind wir am 12. Februar ein zweites Mal in Ankazomivady. Inzwischen sind wir schon bekannt bei den dort lebenden Menschen. Am Straßenrand verkauft Malal den Reisenden gekochte Eier.

Diesmal bleiben wir im dichten Regenwald unterhalb des Inselbergs. Die letzte Exkursion der Reise möchte ich dazu nutzen, auch mehr auf Moose, Farne und andere Pflanzen zu achten. Dazu gehört eine Kletterpflanze mit merkwürdig ausgeschnittener Blattform: Lemurosicyos variegata ist eine endemische Art der Kürbisgewächse (Cucurbitaceae) und die einzige Art ihrer Gattung.

 lemurosicyos variegatus

Eine Polystachya cultriformis trägt bereits Früchte und eine letzte Blüte.

polystachya cultriformis 5

Auch zwei Chamäleons begegnen mir, ein kleines grünes und ein größeres braunes Tier.

calumma

Eine Oeonia rosea hat bereits Früchte und hängt wie ein bizarres Wesen mit langen Wurzeln in der Luft.

oeonia rosea 3

Wechselständige Blätter an einem langen und verzweigten Stängel hat Angraecum baronii, benannt nach dem englischen Missionar Richard Baron (1847-1907).

angraecum baronii 1

Ein Bulbophyllum hat eine längliche gerippte Bulbe mit jeweils zwei Blättern und einem langen bereits welken Blütenstand mit einer kleinen Frucht. Auch ein Angraecum können wir nicht näher bestimmen.

bulbophyllum spec 3

 

angraecum spec 3

Zum Schluss machen wir noch eine schöne neue Entdeckung: Aerangis punctata lässt eine ausdrucksvolle blassrosa Knospe herabhängen.

 aerangis punctata 1