von Baden ins Elsaß
Der Zug bringt mein Fahrrad und mich am 26. Juni 2015 nach Müllheim, ins südliche Baden. Von dort aus fahre ich nach Neuenburg und überquere den Rhein. Im Elsaß radle ich über Ensisheim und Cernay zum Fuß der Vogesen. Nun folge ich dem Lauf des kleinen Flüsschens Thur: Bei Thann verengt sich das Tal und die Berge rücken näher.
Mein Ziel ist das Dorf Ranspach mit dem Campingplatz Les Bouleaux. Ich schlage mein Zelt auf und schaue mir die geplante Wanderung für den kommenden Tag an. Einem Tipp des Elsässer Orchideen-Fachmanns Christian Dirwimmer folgend, will ich mich auf dem Vogesenkamm am Col du Haag umschauen.
hinauf zum Grand Ballon
So laufe ich am nächsten Tag früh am Morgen nach Saint-Amarin und bekomme beim Bäcker nahe der Kirche nicht nur mein Frühstück, sondern auch den entscheidenden Hinweis für den Einstieg zum Wanderweg. Durch den Wald geht es zum Milhuser Brennala, dem Brünnchen von Mulhouse, wo Rote Lichtnelken (Silene dioica) blühen. An der kleinen Höhensiedlung Geishouse vorbei führt der Weg hinauf, bis sich in 1200 m Höhe der Blick zum Grand Ballon (1424 m) öffnet. Links vom Weg erstreckt sich ein Magerwiesenhang, auf dem mir sofort eine hochgewachsene Grünliche Waldhyazinthe (Platanthera chlorantha) ins Auge fällt.
Schwieriger ist das Bestimmen beim Gefleckten Knabenkraut (Dactylorhiza maculata), in der Abgrenzung zum Fuchs'schen Knabenkraut. Aber die von Manfred Hennecke beschriebenen Unterschiede, vor allem die spitz-lanzettliche Form der untersten Laubblätter und der schmale Sporn weisen eindeutig auf maculata hin - auf der anderen Rheinseite in Südbaden oder im Schwarzwald ist die Art nicht zu finden. Charakteristisch ist die hellere Blütenfarbe. Bei manchen Pflanzen sind die Blüten ganz weiß, nur die Pollinien haben ihren violetten Farbstoff bewahrt.
Es sind ein paar hundert Knabenkräuter, die auf diesem Hang wachsen. Dazwischen recken sich die zarten Stängel des Weißzüngels (Pseudorchis albida) nach oben.
Dann sehe ich auch das Fuchs'sche Knabenkraut (Dactylorhiza fuchsii), kräftiger gefärbt als maculata und aufblühend mit seinem charakteristischen pyramidenförmigen Blütenstand. Ebenso wie die Weiße Waldhyazinthe (Platanthera bifolia) mit eindrucksvollen langen Blütenspornen.
Besondere Beachtung verdient hier auch das Vogesen-Stiefmütterchen (Viola lutea) und der Türkenbund (Lilium martagon).
Unterhalb des Grand-Ballon-Gipfels erstrecken sich schöne Wiesen mit zahllosen Knabenkräutern. Und hier finde ich auch das Ziel meiner Reise, die Rosa Kugelorchis (Traunsteinera globosa).
Am Col du Haag kehre ich zum Mittagessen ein und laufe danach zum Gipfel des Grand Ballon hoch. In 1400 Metern Höhe öffnet sich der Blick ins Rheintal und auf die Vogesen-Höhen. Unter mir liegen die Orchideenwiesen am Col du Haag.
Auf dem Rückweg schlage ich in Richtung Markstein einen Wiesenweg ein und finde versteckt im dichten Gras eine Grüne Hohlzunge (Dactylorhiza viridis). Von Markstein aus geht es einen Waldweg stetig ins Tal hinab, vorbei an einem kleinen Wasserfall, der Cascade du Brusher, bis ich nach 28,6 Kilometern schließlich wieder in Ranspach und bei meinem Zelt ankomme.
hinauf auf den Drumont
Meine zweite Vogesenwanderung am 28. Juni führt mich zunächst das Thur-Tal hinauf, durch Husseren-Wesserling und dann zu einem Naturschutzgebiet, der Zone naturelle du See d'Urbès.
Mein Ziel ist der Gipfel des Drumont (1200 m), wo es ein nettes Ausflugslokal gibt. Der Berg ist ein Paradies für Drachen- und Gleitflieger. An Orchideen wachsen hier vor allem Dactylorhiza fuchsii und Dactylorhiza maculata. Mit mir ist auch der Kleine Fuchs (Aglais urticae) unterwegs, ein Augenfalter (Erebia ligea) freut sich an den zahlreich blühenden Arnica.
Am 28. Juni radle ich wieder zum Rhein und überquere die Brücke nach Neuenburg.
Artenliste
- Dactylorhiza fuchsii
- Dactylorhiza maculata
- Dactylorhiza viridis
- Platanthera bifolia
- Platanthera chlorantha
- Pseudorchis albida
- Traunsteinera globosa