Kalkfelsen prägen die Causses - Berge und Hochebenen im französischen Zentralmassiv, etwa 100 Kilometer nordwestlich von Montpellier. Und ein kalkhaltiger Untergrund ist eine gute Voraussetzung für viele Orchideenarten.
im Zelt am Ufer des Tarn
Am 16. Mai 2008 fahre ich mit dem Zug nach Südfrankreich, über Paris geht es mit dem TGV nach Montpellier. Dann geht es weiter mit dem Bus nach Millau, wo ich in einem kleinen Hotel übernachte. Am nächsten Tag fahre ich nach Rivière-sur-Tarn, auf den Campingplatz "Les Peupliers". Dort schlage ich am Ufer des Flusses Tarn mein Zelt auf.
Ich frage Patricia, die den Campingplatz mit ihrer Schwester und ihrem Vater betreibt, wo denn die nächsten Orchideen wachsen. Sie zeigt mir eine 200 Meter höher gelegene Wiese und fügt hinzu: "Mais il y a seulement une sorte."
Sie meint wohl die Pyramiden-Hundswurz (Anacamptis pyramidalis), die auf der Wiese gerade in großer Zahl aufblüht. Fast ebenso zahlreich vertreten ist das Purpurknabenkraut (Orchis purpurea), das allerdings schon am Abblühen ist.
Zwischen Obstbäumen entdecke ich tief im Gras verborgen eine Ophrys, die mich zum Delforge (Guide des orchidées d'Europe) greifen lässt, weil ich sie noch nie gesehen habe. Ja, das muss eine Schnepfen-Ragwurz (Ophrys scolopax) sein, eine typische Ragwurzart für Südfrankreich und darüber hinaus den westlichen Mittelmeerraum. Dies gilt auch für die Braunrote Ragwurz aus der Gruppe von Ophrys fusca.
Am Rand der Wiese wächst im Unterholz ein Helmknabenkraut (Orchis militaris) und einen Meter entfernt davon eine größere Orchidee, die wohl eine Hybride von militaris mit purpurea ist: Die Blüte hat ein helleres Violett, die Lippe eine deutlich schlankere und langgestreckte Taille.Während in der Ferne der Kuckuck ruft, komme ich in ein Wiesenstück mit vielen Ohnsporn-Orchideen (Orchis anthropophora), begleitet vom kalkliebenden Klappertopf (Rhinanthus minor) mit seinen gelben Blüten.
Ein besonderes Erlebnis ist das Affen-Knabenkraut (Orchis simia), das auch im Abblühen noch seine umgekehrte Aufblühweise erkennen lässt: Der obere Teil des Blütenstands ist bereits verblüht, unten zeigen noch drei Blüten die charakteristischen "Affenärmchen".
Sehr häufig ist hier auch die Bocksriemenzunge (Himantoglossum hircinum), die gerade ihren kräftigen Blütenstand hochreckt.
Oberhalb der Wiese schließt sich ein Eichenmischwald an. Hier verläuft ein Weg, der auf einem kleinen Campingplatz-Führer mit der Bezeichnung "Des petites balades" (Kleine Spazierwege) verzeichnet ist. Am Wegrand stehen das Bleiche Waldvögelein (Cephalanthera damasonium), das Schwertblättrige Waldvögelein (Cephalanthera longifolia) und eine gerade aufblühende Waldhyazinthe (Platanthera bifolia). Ein paar Schritte weiter folgen zwei weitere Waldorchideen, der Violette Dingel (Limodorum abortivum) und das Rote Waldvögelein (Cephalanthera rubra), beide am Aufblühen. Der letzte Eintrag ins Notizbuch gilt einer Epipactis helleborine - die braucht aber noch etwas bis zur Blüte. Am Ende des Tages trage ich die Namen von 14 Orchideenarten in mein Notizbuch ein.
Am nächsten Tag, dem 18. Mai, will ich mir den großen Felsen näher anschauen, der ein paar Kilometer flussaufwärts den Tarn einzwängt. Oberhalb von Rivière-sur-Tarn verlaufe ich mich zunächst zwischen alten Weinbergen, was aber auch sein Gutes hat: So finde ich eine große Bienen-Ragwurz (Ophrys apifera), und auch Himantoglossum hircinum ist hier schon etwas aufgeblüht.
Schließlich zeigt mir ein Mann, der am Sonntagmorgen seinen Hund ausführt, den richtigen Weg nach Peyrelade, wie der Felsen heißt. Auf der Höhe komme ich durch eine verlassene Siedlung mit verfallenden Steinhäusern, danach zu der Festung, die vom 12. bis zum 16. Jahrhundert erbaut wurde. Im Mai ist eine Besichtigung noch nicht möglich, so laufe ich weiter auf dem Höhenrücken entlang durch den Wald, bis ich an einer Kapelle in eine heideähnliche Vegetation gelange. Hier ist alles voll mit dem Männlichen Knabenkraut (Orchis mascula), mal mit gefleckten, mal mit ungefleckten Blättern.
Auf der östlichen Seite des Höhenrückens geht es wieder hinab. Am Fuß einer Kalkwand gleicht die Vegetation einem wunderschönen Steingarten: Zwischen dem allgegenwärtigen Buchsbaum (Buxus sempervirens) wachsen Milchstern (Ornithogalum) und Sonnenröschen (Helianthemum), dazwischen immer mal wieder eine Orchis purpurea. Unterhalb des Waldes komme ich zu einer Magerwiese mit der Spinnen-Ragwurz (Ophrys sphegodes) und der Kleinen Spinnen-Ragwurz (Ophrys sphegodes subsp. araneola) - beide bereits abblühend - sowie Orchis militaris und Orchis anthropophora.
An einem Andachtskreuz schaue ich mal kurz über einen Weidezaun - und sehe etwas Weißes: eine weiß blühende Orchis simia. Ich traue meinen Augen kaum. Dicht daneben steht eine dunkelviolett blühende Orchis, bei der es sich vermutlich um eine Hybride von simia mit purpurea handelt. Ich fotografiere ausgiebig, ehe ich über das Dorf Fontaneilles zum Campingplatz zurückkehre.
Causse noir
Ein Camper nimmt mich am 19. Mai nach Peyreleau mit, wo das Tal der Jonte beginnt. Nach einem Kaffee im Hotel am Fluss geht es einen kleinen Pfad hinauf auf die Hochebene Causse Noir, so benannt wegen ihrer dunklen Pinienwälder. Ganz unten stehen viele Orchis militaris auf einer Wiese. Der Wald aber wird dominiert vom Fuchs'schen Knabenkraut (Dactylorhiza fuchsii) und Cephalanthera longifolia.
Ab und zu ist auch wieder Orchis mascula zu sehen. In etwa 700 m Höhe lockern Magergraswiesen den Wald auf. Hier wächst auch Ophrys sphegodes. Ganz oben, an einem Fernsehturm, erstreckt sich eine Wiese voll mit Cephalanthera longifolia, Dactylorhiza fuchsii und Orchis militaris. Eigentlich will ich weiter zur Eremitage St. Michel. Aber der Weg ist zu schlecht markiert. Ich laufe einmal im Kreis und kehre wieder zum "Champignon préhistorique" zurück, einem rund 900 m hoch gelegenen Felsen in der Form eines riesigen Pilzes. An dessen Fuß steht eine einzelne Neotinea ustulata - wieder hat sich das Verlaufen gelohnt. Dann gehe ich noch etwas weiter in den Wald der tausend Füchse. Dactylorhiza fuchsii ist hier allgegenwärtig. Außerdem finde ich noch die Vogelnestwurz (Neottia nidus-avis) und das Große Zweiblatt (Neottia ovata).
wie im Lehrbuch: Orchis anthropophora x simia
Nach dem flotten Abstieg bekomme ich in Peyreleau noch etwas zu essen und zu trinken, ehe ich mich auf den Heimweg mache. Ich richte mich schon auf eine langweilige Landstraßen-Plackerei von 10 km ein, aber die Hänge entlang der Straße im Tarn-Tal sehen so verlockend aus, dass ich immer wieder hinaufsteigen muss. Auf einem besonders ausgedehnten Magerwiesenhang schlägt die Natur ihr Lehrbuch für mich auf: Da wachsen auf kleinstem Raum eine Orchis anthropophora (rechts), danaben zwei schon verblühte Orchis simia (2. und 3. Pflanze von rechts) und gleich wieder daneben fünf Hybriden aus beiden Arten, mit etwa 40 cm fast doppelt so groß wie die Eltern. Die Blüten sowohl von anthropophora als auch von simia haben ausgeprägte Seitenlippen; bei den Hybriden sind sie verlängert und unter dem Einfluss von simia leicht eingerollt. Der Einfluss von anthropophora, der Ohnsporn-Orchidee, zeigt sich auch im kurzen Sporn der Hybrid-Blüten.
Auf dem Hang wachsen auch Ophrys scolopax, Ophrys apifera und viele Anacamptis pyramidalis. Wieder auf dem Campingplatz zurück gibt es Bier und Pizza - und eine Perspektive für den nächsten Ausflug: Ich frage Patricia, ob sie die Umgebung von Novis kenne. Ja, sagt sie, dort sei es "très sauvage".
Die etwas andere Fliegen-Ragwurz
Nach einem Ruhetag geht es am 21. Mai wieder ins "Feld": Ich laufe das Tarn-Tal hinauf bis Boyne, wo es nach Norden ins Tal des Trébans hineingeht. Hinter Le Bourg biege ich die kleine Straße in Richtung Novis ab. Schon bald erstrecken sich rechts und links davon schöne Magerwiesen mit mehreren Orchideen-Arten, darunter auch die Gelbe Ragwurz (Ophrys lutea). Hinter dem verträumten Dorf Le Samonta mache ich Mittagspause auf einer kleinen Wiese in rund 700 m Höhe.
Dort entdecke ich eine weitere Orchis simia f. albiflora, also die weiß blühende Form.
Auch auf eine Ophrys insectifera stoße ich - aber das ist noch die klassische Fliegen-Ragwurz, nicht die für die Causses charakteristische Subspezies aymoninii . Danach geht es noch etwas höher, und in einem Einschnitt finde ich dann in 850 m Höhe doch noch die erste Ophrys insectifera subsp. aymoninii mit ihrem gelben Lippenrand. Zwischen Wacholder, Ginster und Zypressen stoße ich auf weitere Orchis-Hybriden: militaris x purpurea, anthropophora x purpurea und purpurea x simia. Außerdem sehe ich zum ersten Mal eine weiße Orchis purpurea - neue Fotos für meine Sammlung bei albiflora.eu.
Am Tag darauf lasse ich es etwas ruhiger angehen und schaue mich in der Umgebung des
Schlosses Lugagnac um. Dahinter erstreckt sich eine große Wiese mit dichten Blütenteppichen voller Salbei und Margeriten. Gegenüber einem mächtigen Felsmassiv mit fast waagrechtem Plateau komme ich zu einem schönen Orchideenhang mit Ophrys scolopax und Orchis purpurea.
Auf der Hochebene Les Conques
Wieder in den Wald des Causse Noir geht es am 23. Mai, diesmal von Südwesten. Bei La Cresse überquere ich den Tarn. Dahinter führt eine kleine Straße in die Höhe. Am Rand blühen Anacamptis pyramidalis, Platanthera bifolia und Dactylorhiza fuchsii. Auf der Höhe, rund um das Reitergehöft Le Sonnac ist dann wieder Orchis mascula dominierend. Weiter östlich habe ich auf der Karte ein Heidegebiet entdeckt, das als "Les Conques" bezeichnet ist. Dort wachsen in rund 800 m Höhe Ophrys insectifera neben Ophrys insectifera subsp. aymoninii, außerdem auch wieder Neotinea ustulata und die Mücken-Händelwurz (Gymnadenia conopsea), deren Blütenstand noch nicht aufgegangen ist.
Auf dem Weg zurück ins Tal kommt Wind auf, das bislang so sonnige Wetter schlägt um, und danach halten mich zwei Regentage auf dem Campingplatz fest.
Abschied vom Tarn
Im Regen baue ich am 26. Mai mein Zelt ab und verabschiede mich von Patricia, Sonia und ihren Eltern.
Für den zweiten Teil der Causses-Reise habe ich mich mit zwei Schweizer Freunden verabredet. Ernst holt mich mit dem Mietwagen ab, und ich zeige ihm zuerst die Orchideenwiese oberhalb vom Campingplatz. Alles ist durchnässt, aber die Blüte ist schon weiter als noch vor einer Woche, was sich besonders bei Anacamptis pyramidalis zeigt. Diesmal sehen wir auch die Grünliche Waldhyazinthe (Platanthera chlorantha), gut zu erkennen an den trapezförmig aufgestellten Pollinien.
Danach fahren wir zu dem Hang mit den Hybriden von Orchis anthropophora x simia. Hier rollte auch Himantoglossum hircinum die langen Lippen seiner Blüten aus.
In Millau beziehen wir wieder Hotelzimmer in der "Auberge des 2 vallées". Danach kaufen wir Landkarten für den Causse du Larzac und tragen Standorte ein, deren Angaben Ernst in der Schweiz bekommen hat. Am Abend trifft auch Klaus ein und wir schmieden beim Abendessen im Hotel Pläne für die nächsten drei Tage.
In der Hybriden-Küche
Am 27. Mai fahren wir mit dem Auto in Richtung Novis und schauen uns zunächst die Standorte an, die ich sechs Tage zuvor erkundet habe. Klaus macht uns auf den Gesang von Heidelerche, Nachtigal und Kohlmeise aufmerksam, während wir uns hinter Le Bourg die Wiesen mit Ophrys lutea anschauen. In der Nähe meines Mittagsrastplatzes vom 21. Mai, wo die Straße in 700 m Höhe eine scharfe Rechtskurve macht, erkunden wir ausführlich das ausgedehnte Magerrasengebiet mit Hybriden von Orchis anthropophora x purpurea und Orchis purpurea x simia - laut Kretzschmar/Eccarius/Dietrich (Die Orchideengattungen Anacamptis, Orchis, Neotinea) eine relativ seltene Verbindung. Im Blütenstand der purpurea-simia-Verbindung sind die oberen Blüten bereits abgeblüht, die unteren noch in Hochblüte. Zu meiner großen Freude entdeckt Klaus am Straßenrand eine weiße Anacamptis pyramidalis - die erste unter einigen tausend Pflanzen dieser Art, die ich in den Causses sehe. Am Hangeinschnitt weiter oben studieren wir die dort wachsenden Orchideen - "das ist ja eine richtige Hybriden-Küche", sagt Klaus.
Feuchtgebiete
Vor dem Ortseingang von Novis gibt es auf der linken Straßenseite ein ausgedehntes Feuchtgebiet. Da Schuhe und Strümpfe bereits von den bisherigen Wiesen durchnässt sind, macht es nichts, wenn sie noch tiefer ins Nass einsinken. Unangenehmer ist aber, dass es jetzt auch wieder heftig regnet. Während Ernst im Auto die Trockenheit sucht, setze ich mich zusammen mit Klaus und auch mit meiner Nikon D300 der Nässe aus, und das lohnt sich, auch wenn wir den einzelnen Pflanzen nicht so viel Aufmerksamkeit zuwenden, wie wir das sonst tun würden. In der Vielfalt von Feuchtorchideen entdecken wir das Dreiknollen-Knabenkraut (Anacamptis morio subsp. champagneuxii), das Fleischfarbene Knabenkraut (Dactylorhiza incarnata), das Breitblättrige Knabenkraut (Dactylorhiza majalis), das Gefleckte Knabenkraut (Dactylorhiza maculata), die Grüne Hohlzunge (Dactylorhiza viridis) und das Wanzen-Knabenkraut (Anacamptis coriophora).
Ein paar Kilometer nördlich von Novis folgen wir einem Standort-Hinweis und kommen in einen hellen Kiefernwald, dem sich ein Magerrasen-Biotop anschließt. Auf der Höhe (800 m) finden wir eine erste Oster-Ragwurz (Ophrys passionis), völlig durchnässt. Außerdem wachsen hier viele Ophrys insectifera subsp. aymoninii, auch im Wald, die sehr groß sind, mit einem besonders breiten gelben Rand. Das Holunder-Knabenkraut (Dactylorhiza sambucina) ist bereits verblüht. Wir sind auch durchnässt, fühlen uns aber großartig.
Causse du Larzac
Der 28. Mai führt uns in den Süden von Millau, auf den Causse du Larzac. Nördlich des Dorfes Canals halten wir zunächst an einer Pferdeweide mit sehr kurz stehendem Gras. Hier blühen in 760 m Höhe Unmengen von Orchis mascula mit Orchis anthropophora, Ophrys lutea, Ophrys scolopax und Ophrys fusca. Auch Ophrys passionis können wir nun genauer anschauen.
Die Albiflora-Sammlung wird um eine weiße Orchis militaris bereichert. Wenige Kilometer nordöstlich von Canals halten wir an einer Anhöhe und erkunden den Hang rechts von der Straße. Dort wachsen unter anderem Orchis purpurea und Ophrys insectifera. Auf der Feuchtwiese im Tal steht Dactylorhiza incarnata.
Dactylorhiza elata
Weiter oben und in östlicher Richtung gelangen wir in ein anmutiges Magerwiesen-Biotop mit Ophrys passionis, Ophrys fusca und Ophrys insectifera subsp. aymoninii. Höhepunkt aber ist eine Gruppe von sechs weiß blühenden Orchis mascula. Auf dem Rückweg, vorbei an noch blühenden Dactylorhiza sambucina, treffe ich ein Paar, das auch Orchideen fotografiert. Die beiden machen mich auf eine Hybride von Ophrys insectifera mit Ophrys scolopax aufmerksam - ihre Lippe hat eigenartig gedrehte Seitenlappen. Und Ernst entdeckt noch eine weiß blühende Orchis purpurea.
Weil die Zeit knapp wird, nehmen wir Abschied von diesem kleinen Paradies. Wir fahren zurück ins Tal der Sourgue und in das abgelegene Walddorf St. Rome de Berlières. Dort wächst an einem Bach im Straßengraben Dactylorhiza elata. Das Hohe Knabenkraut steht mit seinen schlanken Blütenständen sehr elegant im feuchten Gras.
Schönheitswettbewerb der Ophrys aveyronensis
Am Nachmittag sind wir dann bei Lapanouse-de-Cernon. Südlich der Ortschaft geht es zum alten Bahnhof und von dort aus zu einem wunderschönen, ausgedehnten Hang.
Hier wächst die endemische, also nur in dieser Region vorkommende Aveyron-Ragwurz (Ophrys aveyronensis), benannt nach dem Namen der Region. Das ist vielleicht die schönste Ragwurz-Art im westlichen Mittelmeerraum. Wir studieren eingehend die vielfältigen Unterschiede in Lippenzeichnung und bei der Form der Petalen. Besonders gefallen mir die Blüten, bei denen die Petalen an den Rändern gewellt und intensiver gefärbt sind.
Auf etwa 650 m Höhe finden wir auch Ophrys insectifera, scolopax und sphegodes sowie Gymnadenia conopsea. Zum Abschluss dieses großartigen Tages findet Ernst noch drei weiß blühende Anacamptis morio subsp. picta.
Orchideen an Thymian
29. Mai - letzter Tag in den Causses. Nach dem Frühstück im Hotel fahren wir Richtung St. Affrique, südwestlich von Millau. Hinter Tiergues erkunden wir einen Hang, der rechts von der Straße nach unten führt. Wendehals und Grauammer begrüßen den Tag ebenso wie Pirol und Gartengrasmücke. Ich entdecke eine Hybride aus Ophrys scolopax und Ophrys fusca.
Ophrys lutea und Ophrys insectifera wachsen besonders hübsch aus dem Thymian heraus, und wir dürfen auch das Studium der Ophrys aveyronensis fortsetzen. Immer wieder stoßen wir auf Anacamptis pyramidalis, Orchis militaris, Orchis anthropophora und Orchis mascula.
Als Besonderheit für den letzten Tag finden wir auch Serapias lingua, die ich als Erinnerung an Apulien 2007 begrüße.
Zwischen Massergues und dem Pic de Cougouille
Am Nachmittag sind wir bei Massergues, wo wir zwei Feuchtwiesen erkunden. Zum ersten Mal sehe ich das Lockerblütige Knabenkraut (Anacamptis laxiflora), die sich mit ihren violetten Blüten eindrucksvoll von dem satten Grün ihrer Umgebung abhebt. Wir sehen auch Neottia ovata - in einem für sie ungewöhnlichen Biotop - und wieder Serapias lingua. Schließlich laufen wir an einem Bach entlang und über eine ausgedehnte Feuchtwiese, auf der sich Anacamptis coriophora zu Anacamptis laxiflora gesellt. Auch ein hübsches Adonisröschen blüht hier, das ist das in Südeuropa heimische Adonis microcarpa.
Zum Ausklang des Tages sind wir am Pic de Cougouille, einem 912 Meter hohen Berg im Causse du Larzac. Während wir höher steigen, sind wir zunächst etwas enttäuscht - offenbar haben die Schafe alles abgegrast. Dann aber gelangen wir auf eine Hochebene mit Orchis mascula, Orchis anthropophora, Neotinea ustulata und Ophrys passionis. Schon etwas wehmüig ob der nahenden Heimreise am nächsten Tag sehen wir zum Schluss noch einmal beide besonderen Orchideen der Causses an einem Ort, die Ophrys aveyronensis und die Ophrys insectifera subsp. aymoninii.
Artenliste
- Anacamptis coriophora subsp. coriophora
- Anacamptis laxiflora
- Anacamptis morio subsp. champagneuxii
- Anacamptis morio subsp. picta
- Anacamptis pyramidalis
- Cephalanthera damasonium
- Cephalanthera longifolia
- Cephalanthera rubra
- Dactylorhiza elata
- Dactylorhiza fuchsii
- Dactylorhiza incarnata subsp. incarnata
- Dactylorhiza maculata
- Dactylorhiza majalis subsp. majalis
- Dactylorhiza sambucina
- Dactylorhiza viridis
- Epipactis helleborine
- Gymnadenia conopsea
- Himantoglossum hircinum
- Limodorum abortivum
- Neotinea ustulata
- Neottia nidus-avis
- Neottia ovata
- Ophrys apifera
- Ophrys aveyronensis
- Ophrys fusca
- Ophrys insectifera subsp. insectifera
- Ophrys insectifera subsp. aymoninii
- Ophrys lutea subsp. lutea
- Ophrys passionis subsp. passionis
- Ophrys scolopax
- Ophrys sphegodes subsp. sphegodes
- Ophrys sphegodes subsp. araneola
- Orchis anthropophora
- Orchis mascula subsp. mascula
- Orchis militaris subsp. militaris
- Orchis purpurea
- Orchis simia
- Platanthera bifolia
- Platanthera chlorantha
- Serapias lingua