Dactylorhiza fuchsii 

Foto: Holger Disse, 25.6.2006, bei Großschwabhausen/Thüringen

Fuchs-Knabenkraut

Dactylorhiza fuchsii ist eine schlanke Pflanze, die 15 bis 40 Zentimeter große wird. Die vier bis zehn Blätter sind lanzettförmig und meist gefleckt. Der zylindrische und dicht besetzte Blütenstand besteht aus 10 bis 60 Einzelblüten. Jede wird von einem Tragblatt gestützt, der mindestens so groß ist wie der Fruchtknoten. Der Sporn ist waagrecht gestreckt oder nach unten geneigt. Petalen und das mittlere Sepal bilden einen kleinen Helm, die seitlichen Sepalen sind nach außen gestreckt. Die breite und runde Lippe ist dreigeteilt, wobei der Mittellappen oft besonders lang ist. Die Schleifen auf der Lippe bilden ein besonderes Muster, sie erstrecken sich manchmal auch auf die Innenseiten der seitlichen Sepalen.

Dactylorhiza fuchsii 

Foto: Peter Zschunke, 20.6.2010, bei Biebergemünd/Hessen

Taxonomie

Die Pflanze wurde erst 1915 von George Claridge Druce (1850-1932) als Orchis fuchsii beschrieben, benannt nach Leonhart Fuchs (1501-1566), der in seinem Werk "De Historia sirpium" eine Abbildung von ihr veröffentlichte. 1962 wurde sie vom ungarischen Botaniker Károly Rezsö Soó von Bere als Dactylorhiza fuchsii bestimmt.

Dactylorhiza fuchsii 

Foto: Norbert Griebl, 20.6/2010, bei Wien

Weiß blühende Form

Die Blüten von Dactylorhiza fuchsii sind meist rosa bis hellrot, es gibt aber auch Pflanzen mit dunkelroten sowie rein weißen Blüten. Albiflora-Formen haben in der Regel ungefleckte Blätter. In einigen Regionen scheint die Art recht stabil zu sein (etwa in den Wäldern der südfranzösischen Causses). In anderen aber ist Dactylorhiza fuchsii sehr variabel mit allen möglichen Blütenfarben von violett bis weiß. In einigen Teilen der westirischen Region Burren gibt es sogar mehr weiß als violett blühende Pflanzen. Die als Dactylorhiza fuchsii var. okellyi (Foto ganz unten) beschriebene Varietät hat einen größeren und sehr schlanken Wuchs, mit einer spezifischen Erscheinungsform von Blütenstand oder Blüten.

Dactylorhiza fuchsii 

Foto: Jeroen Gerdes, 13.6.2009, bei Lanaye, Belgien

Dactylorhiza fuchsii f. albiflora

Foto: Peter Zschunke, 7.6.2017 bei Biebergemünd/Hessen

Auf einer Wiese im Biebertal im nördlichen Spessart habe ich im Juni 2017 etwa 600 Dactylorhiza-Pflanzen gezählt: Rund  500 Dactylorhiza fuchsii, 50 bereits verblühte Dactylorhiza majalis und 50 Hybriden Dactylorhiza fuchsii x majalis. Zur Begleitflora gehören der bereits verblühte Klappertopf (Rhinanthus spec.), Sumpf-Läusekraut (Pedicularis palustris), Wiesen-Glockenblume (Campanula patula) und sogar eine Gruppe Arnika (Arnica montana). Bei Platanthera bifolia setzte gerade die Blüte ein. Von den rund 500 Dactylorhiza fuchsii hatten etwa 400 Pflanzen sehr helle Blüten und ein hellviolettes Schleifenmuster auf der Lippe. Außerdem zählte ich 22 Albiflora-Formen mit weißen Blüten und ungefleckten Blättern. Dies entspricht einem Anteil von 4,4 Prozent - erheblich über dem Anteil, der allein aufgrund spontaner Mutationen zu erwarten wäre. Die Zahl der Albiflora-Pflanzen war auch höher als bei meinen ersten beiden Besuchen am 20.6.2010 und am 1.6.2012. Nur etwa 80 der 500 Dactylorhiza fuchsii hatten eine intensive violette Farbe. 

Dactylorhiza fuchsii f. albiflora

Dactylorhiza fuchsii f. albiflora

Fotos: Peter Zschunke, 7.6.2017 bei Biebergemünd/Hessen

Möglicherweise gibt es dabei einen Zusammenhang zur Lernerfahrung von Bienen: Diese haben bereits bei den früher blühenden Dactylorhiza majalis erfahren, dass der Sporn violetter Blüten keinen Nektar für sie bereit hält. Mit der Entwicklung der helleren Blüten könnte Dactylorhiza fuchsii dieser Lernerfahrung entgegenwirken.

Biotope, Blütezeit und Verbreitung

Dactylorhiza fuchsii wächst auf trockenen bis feuchten Wiesen und an Waldrändern, bis zu einer Höhe von 2.300 Metern. Die Blütezeit erstreckt sich auf Juni und Juli. Dactylorhiza fuchsii ist offenbar recht anpassungsfähig und in weiten Teilen Europas verbreitet.

Dactylorhiza fuchsii var. okellyi 

Foto: Peter Zschunke, 6.6.2010, bei Kilinaboy/The Burren, Irland